Autor

Dr. med. Timo Pauli, MBA

Veröffentlicht am

27.1.2022

Depression und Angst

Depression und Angsterkrankungen sind sehr häufig. Fast jeder Mensch erlebt in seinem Leben mindestens eine Phase, in denen er Symptome von Depression oder Angsterkrankungen erlebt. Erfahren Sie mehr über die Erkrankungen und deren Behandlung.

Jeder Mensch erlebt Phasen mit guter und mit weniger guter Stimmung. Wenn die Phasen mit schlechter Stimmung und negativem Denken jedoch längere Zeit anhalten oder einen bestimmten Schweregrad überschreiten, kann es sich um eine Depression handeln. Depressionen sind komplexe Krankheiten, bei denen biologische, psychologische und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Angsterkrankungen sind ebenfalls sehr häufig und können die Lebensqualität von Betroffenen dramatisch einschränken. 

Depression

Die „typische“ Depression

Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Freudlosigkeit, Verminderung des Antriebs mit schneller Erschöpfbarkeit und Aktivitätsverlust. Zusätzliche Beschwerden können Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sein, zudem vermindertes Selbstwertgefühl, ein Gefühl von Schuld oder Wertlosigkeit, sowie negatives und pessimistisches Denken, Nachlassen von Appetit, Schlafstörungen und manchmal sogar Gedanken, nicht mehr leben zu wollen. Je mehr von diesen Symptomen auftreten, desto schwerer ist die Depression ausgeprägt, welche grob in leichtgradig, mittelgradig und schwergradig eingeordnet werden kann. Um die Diagnose Depression stellen zu können, müssen diese Beschwerden in der Regel länger als 14 Tage anhalten. 

Atypische Depression und chronische Depression

Manchmal äußert sich eine Depression aber auch eher etwas versteckt,  wenn die oben beschriebenen typischen Symptome nicht im Vordergrund stehen oder gar nicht vorhanden sind. Besonders ältere Menschen mit Depression klagen häufig eher über diffuses Unwohlsein, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Schlafstörungen und Appetitverlust. Auch Symptome, die an eine Demenz erinnern, können ein Anzeichen einer atypischen Altersdepression sein. Ebenso ist bekannt, das eine Depression bei Männern sich häufig anders zeigt als mit den typischen Symptomen. Gereiztheit, manchmal sogar aggressives Verhalten, exzessives Arbeiten oder exzessive sportliche Aktivitäten, sowie übermäßiger Alkoholkonsum können Ausdruck einer versteckte Depression bei Männern sein. Bei der chronischen Depression kommen zu den depressiven Symptomen oft soziale Schwierigkeiten hinzu, die langfristig zu Isolation und wiederkehrenden frustrierenden Erfahrungen bei Begegnungen mit anderen Menschen führen können.

Behandlungsstrategien bei Depression

Medikamente und Psychotherapie sind grundsätzlich gleichwertig in der Behandlung der Depression. Bei schweren Depressionen wird die Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie empfohlen. Zur medikamentösen Behandlung stehen zahlreiche gut wirksame und gut verträgliche Antidepressiva zur Verfügung. Je nach Beschwerdebild, begleitenden Erkrankungen und Vormedikation wird ein individuell passendes Medikament ausgesucht. Antidepressiva zählen nicht zu den „persönlichkeitsverändernden Medikamenten“ und machen nicht abhängig, sind daher auch für eine längere Behandlung geeignet. Dosisänderungen oder auch das Absetzen einer antidepressiven Medikation sollte immer gemeinsam mit dem behandelnden Facharzt abgestimmt werden. Psychotherapeutische Behandlungsstrategien beschäftigen sich mit der Erarbeitung eines biopsychosozialen Krankheitsmodells, einem verbesserten Verständnis der eignen Erkrankung und den Möglichkeiten, über Analyse und Veränderungen von Verhalten, Gedanken und Bewertungen sowie Interaktionen eine Verbesserung der Krankheitssymptome zu erzielen. Auch die Einflüsse von Lebensgeschichte und früheren Beziehungserfahrungen kann herangezogen werden und in Bezug zu den Symptomen gesetzt werden. Eine Psychotherapie erfolgt in der Regel nach Antrag bei der Krankenversicherung bei anerkannten Psychotherapeut*innen, wobei verschiedene Therapieverfahren unterschieden werden können: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie und die systemische Therapie. Alle drei gelten als Richtlinientherapie und werden von den Krankenversicherungen übernommen. 

Angststörung

Angsterkrankungen

Panikstörung

Bei der Panikstörung kommt es zu plötzlich auftretenden Episoden von plötzlich auftretender heftiger Angst mit Unruhe, Beklemmungen, Schwindelgefühl, Gefühl von Luftnot und Herzrasen, Schwitzen und Zittern. Betroffene Menschen haben oft Angst, in eine hilflose Lage zu geraten, umzufallen oder gar zu sterben. Nach einer gewissen Zeit lässt die Angst dann langsam wieder nach und es scheint wieder alles in Ordnung zu sein. Bei manchen Menschen treten die Panikattacken ohne scheinbaren Anlass aus heiterem Himmel auf, bei manchen Menschen immer wieder in bestimmten Situationen, z.B. im Aufzug, beim Bahnfahren, auf öffentlichen Plätzen oder in Warteschlangen. Häufig führen Panikattacken zu Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten, d.h. bestimmt Situationen werden aus Angst vor der Angst vermieden oder vorzeitig verlassen oder bestimmte Situationen nur noch mit „Sicherheitsvorkehrungen“ aufgesucht (z.B. mit einer Beruhigungstablette in der Hosentasche). Wenn Panikstörungen unbehandelt bleiben, können sie sich mit der Zeit immer weiter verschlimmern und damit die Lebensqualität der Betroffenen immer weiter einschränken.

Generalisierte Angststörung

Bei der generalisierten Angststörung beschäftigen sich die betroffenen Menschen durchgehend und ständig mit ausufernden Sorgen und Ängsten, welche sich um immer die gleichen oder immer wieder neue Themen drehen können. Typischerweise handelt es sich um Sorgen, dass etwas schiefgehen oder ein Unglück geschehen könnte, entweder bei den Betroffenen selbst oder bei deren Familienangehörigen oder Freunden. Charakteristisch ist, dass andere Menschen die Sorgen und Ängste oft nicht nachvollziehen können und immer wieder darauf hinweisen, dass es doch eigentlich keinen Anlass zur Sorge gibt. Dennoch beschäftigen sich betroffene Menschen ständig mit potentiellen Schwierigkeiten und Missgeschicken. Daraus resultiert eine dauerhafte Stressreaktion mit Unruhe, Aufgeregtheit, Schlafstörungen und körperliche Beschwerden. Oft entwickelt sich zusätzlich eine Depression. 

Behandlung bei Angsterkrankungen

Angsterkrankungen werden vorzugsweise psychotherapeutisch behandelt, indem die Entstehungsmechanismen der Symptomatik und ein individuelles Störungsmodell erarbeitet werden. Ein tiefes Verständnis der eigenen Erkrankung gibt den Betroffenen Sicherheit zurück und die Möglichkeit, selbst wieder Herr über die eigenen Ängste und Sorgen zu werden. Der Abbau von Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten kann ebenfalls eine wichtige Strategie der Behandlung sein. Unter Umständen kann auch eine begleitende medikamentöse Behandlung durch bestimmte Antidepressiva in Frage kommen. Bei der generalisierten Angststörung können zusätzlich spezifische angstlösende Medikamente eingesetzt werden. 

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